China hat als erste Nation mit einer Rakete von der Erde gezielt einen Satelliten im All abgeschossen.
Die USA, Japan, Australien, Kanada und andere Länder protestierten am Freitag scharf gegen den Test. Eine Mittelstreckenrakete, die vom Raumfahrtbahnhof Xichang in Südwestchina gestartet war, hatte dabei einen vorbeifliegenden ausgedienten chinesischen Wettersatelliten in seiner Umlaufbahn in rund 850 Kilometer Höhe zerstört.
Peking wurde Protestnote übermittelt
Wang Chaozhi von der Luft- und Raumfahrtuniversität in Peking (Beihang) bestätigte den „Anti-Satelliten-Test“. Er stelle einen „großen Wandel in Chinas Fähigkeiten“ dar. „Es wird den politischen und militärischen Status Chinas steigern“, sagte der Experte. Der Test war der erste bekannte Einsatz einer Waffe zum Abschuss eines Satelliten seit zwei Jahrzehnten. Bis Mitte der 80er-Jahre hatten die USA und Russland zuletzt mit solchen Systemen im All experimentiert.
Das Weiße Haus teilte mit, Peking sei eine Protestnote übermittelt worden. Der Raketeneinsatz bedrohe das Verhältnis Chinas zum Westen und stelle eine potenzielle Gefahr für US-Satelliten dar, sagte ein US-Beamter dem Nachrichtensender CNN. Der Sprecher des Weißen Hauses, Tony Snow, äußerte sich „besorgt“.
“Im Einklang mit der friedlichen Nutzung des Weltalls“
Japans Außenminister Taro Aso berichtete, als Reaktion auf Japans Besorgnis habe China erklärt, der Test stehe im Einklang mit der friedlichen Nutzung des Weltalls. Japan übermittelte seine Sorgen an Chinas Außenministerium und bat um Aufklärung, wie Kabinettschef Yasuhisa Shiozaki berichtete. Tokio sei „aus der Sicht nationaler Sicherheit und der friedlichen Nutzung des Weltalls sehr besorgt“.
Gezielte frontale Kollision
US-Fachleute sahen einen „einmaligen Vorgang“. Der US-Raumfahrt- und China-Experte James Oberg sagte: „In der Geschichte ist es das erste bekannte Mal, dass eine vom Boden gestartete Rakete einen Satelliten in der Umlaufbahn zerstört.“ Die Rakete war nach Angaben des nationalen Sicherheitsrates der USA mit hoher Geschwindigkeit gezielt und frontal mit dem Satelliten kollidiert. Der chinesische Wettersatellit „Feng Yun“ (FY-1C) war 1999 ins All gebracht worden; sein Name bedeutet „Wind und Wolken“.
Im August US-Satelliten geblendet
Dass China an Anti-Satelliten-Systemen arbeitet, war im August deutlich geworden, als ein hoher US-Beamter berichtet hatte, dass die Volksrepublik kurz zuvor mit einem bodengestützten Laser einen Satelliten der USA geblendet habe. Die USA hatten den chinesischen Satellitenabschuss verfolgt, aber geheim gehalten, bis erste Details in dem Fachblatt „Aviation Week and Space Technology“ bekannt wurden.